Bestattungsriten in verschiedenen Religionen

Bestattungsriten sind in den meisten Kulturen ein bedeutender Bestandteil des Umgangs mit dem Tod. Sie spiegeln die Werte, Traditionen und Glaubensüberzeugungen wider, die eine Gemeinschaft prägen. Dieser Artikel gibt einen Einblick in Bestattungsriten in den Weltreligionen und beleuchtet, wie diese Traditionen mit dem Thema Organspende verknüpft sind.
Kurz gefasst
  • Bestattungsriten beschreiben die traditionellen Zeremonienund Rituale, mit denen Verstorbene beigesetzt werden.
  • Zu den häufigsten Bestattungsformen, vor allem in Deutschland, gehören Erdbestattungen und Feuerbestattungen.
  • Im Christen- sowie Judentum wird großer Wert auf die Unversehrtheit des Körpers gelegt, generell stehen diese Religionen der Organspende aber nicht grundsätzlich entgegen.
  • Im Islam sind Bestattungsriten streng reglementiert und beinhalten unter anderem die rituelle Waschung des Verstorbenen.
  • Traditionen im Hinduismus und im Buddhismus beinhalten meist die Feuerbestattung und rituelle Übergangszeremonien.
  • Bestattungen werden auch losgelöst von Religionen, also konfessionslos, durchgeführt. 

Was bedeutet der Begriff Bestattungsriten?

Der Begriff Bestattungsriten umfasst alle Zeremonien, Bräuche und Handlungen, die im Zusammenhang mit dem Tod und der Beisetzung eines Menschen stehen. Sie dienen dazu, die verstorbene Person zu ehren, den Übergang in eine andere Daseinsform vorzubereiten und den Hinterbliebenen Trost zu spenden. In vielen Kulturen haben Bestattungsrituale eine spirituelle Dimension, die den Glauben an ein Leben nach dem Tod widerspiegelt. Der religiöse Glaube der Verstorbenen und der Trauernden stellt dabei den Kern der Bestattungsrituale dar. Eine Bestattung und deren Zeremonien kann jedoch auch losgelöst von Religion erfolgen. Zum Beispiel sinkt in Deutschland die Zahl der Bestattungen, die durch die katholische oder evangelische Kirche begleitet werden. 

Was gibt es für Bestattungsformen?

Die Wahl der Bestattungsform hängt von kulturellen, religiösen und persönlichen Überzeugungen ab. Zu den häufigsten Formen zählen:

  • Erdbestattung: Die traditionelle Beisetzung der verstorbenen Person im Sarg oder Tuch in der Erde. Diese Form ist besonders verbreitet im Judentum, Christentum und Islam.
  • Feuerbestattung: Die Verbrennung des Körpers mit anschließender Beisetzung der Asche.
  • Luftbestattung: Eine Bestattung, die hoch über dem Erdboden stattfindet. Dazu zählt etwa das Verstreuen der Asche eines Verstorbenen aus einem Flugzeug.
  • Himmelsbestattung (engl. sky burial): Sie stellt eine seltene Sonderform der Luftbestattung dar, die vor allem im tibetischen Hochland praktiziert wird. Der Körper der verstorbenen Person wird hierbei im Gelände hinterlegt und somit den dort heimischen Geiern angeboten.
  • Seebestattung: Die Beisetzung der verstorbenen Person im Meer, oft verbunden mit rituellen Gebeten.

Welche Bestattungsriten gibt es?

In den einzelnen Religionen gibt es neben der Bestattungsform auch noch weitere Schwerpunkte, die das jeweilige Ritual bestimmen.

Bestattungsriten im Christentum

Sie beinhalten in der Regel eine feierliche Trauerzeremonie, die mit Gebeten und dem Segen eines Geistlichen verbunden ist. Der Körper wird meist in einem Sarg beigesetzt, wobei die Zeremonie die Hoffnung auf die Auferstehung und ein ewiges Leben betont. Die Organspende findet im Christentum zunehmend Akzeptanz und wird als Akt der Nächstenliebe angesehen.

Wenn die unaufhebbare Trennung vom irdischen Leben eingetreten ist, können funktionsfähige Organe dem Leib entnommen und anderen schwerkranken Menschen eingepflanzt werden, um deren Leben zu retten und ihnen zur Gesundung oder Verbesserung der Lebensqualität zu helfen“, schreibt zum Beispiel die Evangelische Kirche in Deutschland.

Bestattungsriten im Judentum

Im Judentum ist die Unversehrtheit des Körpers, der als Leihgabe Gottes verstanden wird, zentral. Somit gibt es im jüdischen Glauben auch unterschiedliche Meinungen zur Spende von Organen nach dem Tod, bei deren Entnahme der Körper einer Operation unterzogen wird. Vor allem innerhalb des konservativen und orthodoxen Judentums sehen einige Stimmen die Spende von Organen nach dem Tod vielfach kritisch oder lehnen sie ganz ab. Viele liberale Juden dagegen befürworten die postmortale Organspende. . Die Bestattungsriten im Judentum beinhalten eine rituelle Waschung, das Einwickeln des Körpers in ein Leichentuch und eine möglichst schnelle Beerdigung.

Muslimische Bestattungsriten

Im Islam sind muslimische Bestattungsriten genau geregelt. Nach dem Tod wird der Körper rituell gewaschen, mit Parfum behandelt und in Leintücher gehüllt. Die Beisetzung erfolgt ohne Sarg, wobei das Grab in Richtung Mekka ausgerichtet ist. Viele islamische Gutachterräte befürworten die Organ- und Gewebespende. Dabei stützen sich die islamischen Gutachterräte auf die Darura (arabisch für Notwendigkeit). Demnach stellt die Organ- und Gewebespende eine Notwendigkeit dar und ist dann erlaubt, wenn alle anderen medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Da sich jedoch weder im Koran noch in der islamischen Rechtslehre eine klare Regelung zu dem Thema finden lässt, äußern einzelne muslimische Gelehrte Bedenken oder lehnen die Spende von Organen und Geweben ganz ab. 

Bestattungsriten im Hinduismus

Tod und Wiedergeburt gehören im Hinduismus zu einem Kreislauf. Durch das Karma, also durch die eigenen Taten, versuchen Gläubige diesen Kreislauf zu durchbrechen. Je nach Region und Status der oder des Verstorbenen unterscheiden sich im Hinduismus die Bestattungsriten. Zentral ist jedoch meist die Feuerbestattung. Vor der Verbrennung wird der Kopf zerschlagen, um so die Seele vom menschlichen Körper zu befreien. Danach wird der Körper auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Die Asche wird oft in einem heiligen Fluss, wie dem Ganges, verstreut oder vergraben.

Bestattungsriten im Buddhismus

Je nachdem welche Gedankenschule befolgt wird, können sich die Bestattungsriten im Buddhismus unterscheiden. Üblich ist jedoch eine Aufbahrung der verstorbenen Person in einem Tempel oder zu Hause. Während dieser Zeit soll der Leichnam nicht berührt werden, um den Sterbeprozess und den Übergang der Seele nicht zu unterbrechen. Im Buddismus ist die Erdbestattung und, in größerem Umfang, Feuerbestattung üblich. In manchen Regionen, wie der tibetischen Hochebene, ist die Himmelsbestattung ein wichtiger Ritus. Grundsätzlich sind Organspenden aber nicht verboten. 

Der Dalai Lama sagte einst: „Es gibt keinen Widerspruch zur buddhistischen Lehre. Das Bewusstsein ist das Eigentliche, was wiedergeboren wird, und dieses Bewusstsein ist unabhängig vom Körper.“ DerBuddhismus strebt das Durchbrechen des Zyklus‘ der Wiedergeburt an. Mit anderen Worten: Es ist das Ziel von Buddhisten, nach dem Tod aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befreit zu werden, da der Kreislauf als leidvolle Erfahrung wahrgenommen wird.

Konfessionslose Bestattungen

Bestattungen müssen nicht zwingend mit einer religiösen Einstellung verknüpft sein. Lange Zeit waren in der Region des heutigen Deutschlands, die historisch vor allem durch das Christentum geprägt war, nicht-religiöse Bestattungen unüblich. Bis in die 1970er-Jahre waren über 95 Prozent der Bevölkerung Mitglieder der katholischen oder evangelischen Kirche. Danach stieg die Zahl der Menschen, die sich als konfessionslos begreifen, an. 2023 bilden die Konfessionslosen mit 46 Prozent in der Bevölkerung die größte Gruppe. So haben sich auch Bestattungsrituale von der Religion gelöst und religionslose Bestattungen immer mehr an Bedeutung gewonnen. 

Die meisten Friedhöfe gehören heute den Städten oder Gemeinden. Eine konfessionslose Bestattung ist hier problemlos möglich. Auch eine Bestattungszeremonie kann ohne religiösen Würdenträger vollzogen werden. Professionelle Trauerrednerinnen und Trauerredner entlasten dabei die Angehörigen. Solange das Friedhofs- und Bestattungsrecht eingehalten wird, können die Angehörigen (oder die bzw. der Verstorbene zu Lebzeiten) die Bestattung so gestalten, wie sie es möchten. 

Zum Beispiel kann bei einer Trauerfeier das Lieblingslied der oder des Toten gespielt werden, es können Gedichte sowie Erinnerungen getauscht oder der Sarg gemeinsam geschmückt werden. Auch die Bestattung kann unterschiedlich gestaltet werden: Friedwälder gewinnen immer mehr an Bedeutung. Während in Deutschland die Friedhofspflicht gilt, sind in anderen Ländern zum Beispiel auch die Weltraumbestattung oder die Diamantenbestattung möglich. Bei Letzteren wird aus der Asche der oder des Verstorbenen ein Diamant gepresst.

Gut zu wissen

Bestattungsriten im alten Ägypten

Die Bestattungsriten im Ägypten der Antike zählen zu den bekanntesten Ritualen weltweit. Verstorbene wurden in einer beeindruckend komplexen und aufwändigen Art und Weise einbalsamiert und in Pyramiden oder versteckten Gräbern beigesetzt. Die oder der Verstorbene wurde in umfangreichen Ritualen auf das Leben im Jenseits vorbereitet und, begleitet von Grabbeigaben, beigesetzt. Diese Traditionen prägten über Jahrtausende die Vorstellung vom Tod und der Nachwelt in der alten ägyptischen Kultur.

Woher kommt die Tradition der Beerdigung?

Die Beerdigung als Ritual ist so alt wie die Menschheit selbst. Archäologische Funde zeigen, dass Menschen ihre Toten bereits vor etwa 100.000 Jahren beisetzten, oft mit Grabbeigaben oder rituellen Zeichen. Einige Forscher schreiben auch weiteren frühen Menschen, wie zum Beispiel den Neandertalern, Begräbnisriten zu. Dies deutet darauf hin, dass der Wunsch nach einer Abschiednahme tief in der menschlichen Kultur verwurzelt ist. Religionen und spirituelle Überzeugungen haben diese Tradition weiterentwickelt, wobei jede Gemeinschaft ihre eigenen Bestattungsriten etablierte. 

Gut zu wissen

Bestattung nach der Organspende

Nachdem einem Menschen Organe entnommen wurden, gibt es geregelte Abläufe, die allesamt äußerst würdevoll ablaufen. Wie das genau organisiert wird, erklärt dieser Artikel.

Was ist ein Totenritual?

Ein Totenritual ist ein bedeutender Bestandteil von Bestattungsriten. Es umfasst alle Handlungen, die nach dem Tod eines Menschen durchgeführt werden, um Abschied zu nehmen und den Übergang des Verstorbenen zu begleiten. Dazu gehören die Waschung des Körpers, Gebete, Trauerzeremonien und die eigentliche Beisetzung. In vielen Kulturen und Religionen ist das Totenritual nicht nur für die Verstorbenen, sondern auch für die Hinterbliebenen von großer emotionaler und spiritueller Bedeutung.

Fazit: Organspende schließt keine Form der Bestattung aus

Bestattungsriten sind Ausdruck des kulturellen und religiösen Umgangs mit dem Tod. Sie variieren stark zwischen den Weltreligionen und spiegeln die jeweiligen Überzeugungen über das Leben nach dem Tod wider. Ob Bestattungsriten im Christentum, muslimische Bestattungsriten oder konfessionslose Bestattungsriten – jedes Ritual hat eine tiefere Bedeutung. Die Organspende kann integriert werden und schließt dabei keine Form der Bestattung aus. 

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