Eurotransplant: Das macht die gemeinnützige Stiftung

Wenn eine Person auf die Warteliste für ein Spenderorgan aufgenommen wird oder ein Spenderorgan zur Verfügung steht, kommt Eurotransplant ins Spiel. In acht europäischen Ländern ist die gemeinnützige Stiftung für eine faire, zeitnahe und reibungslose Organvermittlung an die Menschen auf den Wartelisten verantwortlich. Wie die Stiftung genau arbeitet und worauf es ankommt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Kurz gefasst
  • Eurotransplant ist in insgesamt acht Ländern Europas für die Vermittlung von Spenderorganen verantwortlich.
  • Eine enge Zusammenarbeit in Deutschland erfolgt mit der DSO, Transplantationszentren, Entnahmekrankenhäusern und anderen Verantwortlichen rund um die Organspende.
  • Die größte Übereinstimmung von Spenderorgan und Empfängerin oder Empfänger wird angestrebt, um das Risiko einer Abstoßung des Organs zu minimieren.
  • Eurotransplant agiert anhand einer zentralen Datenbank mit sämtlichen wichtigen Informationen von Wartenden, Spendenden und gespendeten Organen.
  • Durch den länderübergreifenden Verbund können schnell passgenaue Transplantationen organisiert werden.

Eurotransplant im Überblick

Eurotransplant (ET) ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich um die Vermittlung von Organen aus postmortalen Spenden an Menschen auf den Wartelisten kümmert. Im Transplantationsgesetz (TPG) wird Eurotransplant als Vermittlungsstelle benannt. Auch die Aufgaben der Vermittlungsstelle werden im Gesetz beschrieben. Eurotransplant betreut den Vermittlungsprozess von Spenderorganen länderübergreifend in einer Region aus acht Ländern und mehr als 137 Millionen Einwohnern.

Die enge Zusammenarbeit mit den Transplantationszentren und den Entnahmekrankenhäusern, welche die Organentnahme und -transplantation vornehmen, sorgt für einen reibungslosen und schnellen Ablauf der Organspende. Bei der Vermittlung von Organen muss Eurotransplant transparent und nachvollziehbar arbeiten und sich an die Regulationen und Gesetze der Mitgliedsländer halten. In Deutschland unterliegt die Stiftung den Vorgaben des Transplantationsgesetzes (TPG) und einer strengen Kontrolle durch die Prüfungskommission. Eurotransplant ist in dieser Region (auch ET-Verbund genannt) tätig:

  • Deutschland
  • Belgien
  • Niederlande
  • Österreich
  • Luxemburg
  • Ungarn
  • Slowenien
  • Kroatien
Die Grafik zeigt eine Landkarte. Alle Länder, die zu Eurotransplant gehören, sind orange markiert. Dazu gehören Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn.

Hauptaufgabe von Eurotransplant

Eurotransplant regelt die sehr komplexe Vermittlung von postmortal gespendeten Organen an die Menschen auf den Wartelisten. Für jede Art von Organ (Herz, Lunge, Leber, Niere, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse) gibt es eine eigene Warteliste. Erhält Eurotransplant von einem der Mitgliedsländer die Informationen zu einem Spenderorgan mit allen wichtigen medizinischen Daten, muss es sehr schnell gehen. Eurotransplant ist nun dafür verantwortlich, unter den Personen auf der Warteliste eine Empfängerin oder einen Empfänger für das Spenderorgan zu finden. Dieser Vermittlungsprozess wird auch Allokation genannt.

Damit die Allokation gerecht, nachvollziehbar und transparent ist, folgt Eurotransplant ganz genau festgelegten Kriterien für die Vermittlung des Spenderorgans. Diese Kriterien können sich zwischen den verschiedenen Arten der Organe unterscheiden. Mit den Kriterien ermittelt Eurotransplant unter allen Wartenden die Empfängerin oder den Empfänger für das Spenderorgan.

Dabei ist die Reihenfolge der Wartenden nicht starr. Für jedes Spenderorgan muss Eurotransplant die Reihenfolge neu ermitteln. Der Grund: Nicht jedes Spenderorgan passt zu jeder Patientin oder jedem Patienten auf der Warteliste. So kann eine Patientin für ein Spenderorgan auf dem achten Platz stehen, da die medizinischen Kriterien nicht gut zusammenpassen. Für das nächste Spenderorgan kann dieselbe Patientin schon auf Platz eins stehen, da hier alle Kriterien am besten zusammenpassen.

Datenaufnahme durch Eurotransplant

Es gibt 79 Transplantationszentren in den europäischen Ländern, in denen Eurotransplant tätig ist. Diese Zentren haben Zugriff auf eine zentrale Datenbank von Eurotransplant, in der sie die relevanten Daten von ihren Patientinnen und Patienten, die auf ein Organ warten, eingeben können. Die medizinisch relevanten Daten von möglichen Spenderinnen und Spendern landen ebenfalls in der Datenbank.

Zu den Informationen in der Datenbank gehören unter anderem:

  • notwendige Daten über die medizinische Vorgeschichte sowie Angaben zu Alter, Gewicht, Geschlecht
  • Angaben über die Blutgruppe
  • Todesursache (von spendender Person)
  • Viruserkrankungen (wie zum Beispiel HIV oder Hepatitis B)
  • HLA bei Spendernieren(Humane Leukozyten-Antigene gehören zum Immunsystem und geben Aufschluss auf mögliche Abstoßungsreaktionen)

Eurotransplant nutzt nun die Daten der spendenden Person und des Spenderorgans, um die Person auf der Warteliste zu finden, die am besten zum Organ passt.

Es gibt 79 Transplantationszentren in den europäischen Ländern, in denen Eurotransplant tätig ist. Diese Zentren haben Zugriff auf eine zentrale Datenbank von Eurotransplant, in der sie die relevanten Daten von ihren Patientinnen und Patienten, die auf ein Organ warten, eingeben können. Die medizinisch relevanten Daten von möglichen Spenderinnen und Spendern landen ebenfalls in der Datenbank.

Vorteile durch den ET-Verbund

Durch den Austausch von Organen innerhalb eines länderübergreifenden Verbundes steigt die Chance für Personen auf den Wartelisten, ein passendes Organ zu erhalten. Die Wahrscheinlichkeit ist aufgrund des Einzugsgebietes von rund 137 Millionen Menschen in acht Ländern erhöht. Im ET-Verbund können jährlich durch die Mithilfe von Eurotransplant etwa 7.000 Organe aus einer postmortalen Spende vermittelt werden.

Außerdem gibt es durch die zentrale Datenbank ein Meldesystem, das die schnelle Organvermittlung ermöglicht. Das Zeitfenster von Organentnahme bis zur erfolgreichen Transplantation ist sehr klein, daher zählt jede Minute. Ein weiterer Vorteil ist der erleichterte Austausch von medizinischem Fachwissen zwischen den Medizinerinnen und Mediziner des Verbundes.

Zu sehen ist eine Sanduhr aus Glas, durch die Sand läuft.

Für jedes Spenderorgan wird das beste „Match“ gefunden werden

Patientinnen und Patienten sollen nach der Transplantation eine möglichst hohe Lebensqualität erhalten. Besonders wichtig ist es dabei, eine Abstoßung des Spenderorgans zu vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, erstellen die Mitgliedsländer von Eurotransplant Kriterien für die Organvermittlung. Sie werden immer wieder anhand des aktuellen Standes der Wissenschaft angepasst. Diese Kriterien sollen einen möglichst perfekten Treffer zwischen Spenderorgan und Empfängerin oder Empfänger ergeben.

Eurotransplant nutzt einen speziellen Computeralgorithmus, um die maximale Übereinstimmung zwischen Spenderorgan und Empfängerin oder Empfänger zu erzielen. Wenn zum Beispiel die Gewebemerkmale einer Spenderniere und der empfangenden Person sehr ähnlich sind, ist ein Abstoßen der Niere durch den Körper unwahrscheinlicher. Bei der Vermittlung der Spenderorgane stehen die Dringlichkeit und die Erfolgsaussicht einer Transplantation im Vordergrund.

Hoch dringlich

Patientinnen und Patienten, die auf einer Warteliste stehen, werden durch ihr ärztliches Team eng betreut. Verschlechtert sich die gesundheitliche Situation und ist akut lebensbedrohlich, erhält die Patientin oder der Patient die Stufe „hoch dringlich“ (HU – High Urgency) auf der Warteliste. Eurotransplant wird diese Patientin oder diesen Patienten bei der Vermittlung eines Spenderorgans bevorzugen.

Wann und wie kommt Eurotransplant im Organspende-Prozess zum Einsatz?

Sobald alle Voraussetzungen geklärt sind und ein Organ zur Spende freigegeben wird, erhält Eurotransplant die relevanten medizinischen Daten von Spenderorgan und spendender Person. Nun kommt der Algorithmus zum Einsatz, welcher eine geeignete Empfängerin oder einen geeigneten Empfänger anhand der vorgestellten Kriterien ermittelt.

Erreichbarkeit ist entscheidend

Wenn eine Person als Organempfängerin oder -empfänger registriert ist, muss sie rund um die Uhr erreichbar sein. Der Grund ist das kurze Zeitfenster für eine erfolgreiche Transplantation. Ist es nicht möglich, die Empfängerin oder den Empfänger zeitnah zu erreichen, bekommt die nächste Person auf der Liste das Organ angeboten.

Das Spenderorgan wird nun dem Transplantationszentrum angeboten, welches für die Patientin oder den Patienten auf dem ersten Platz der Warteliste zuständig ist. Um zu vermeiden, dass durch mangelnde Erreichbarkeit wertvolle Zeit verloren geht, informiert Eurotransplant auch das Zentrum der zweiten Person auf der Liste – in diesem Fall noch unverbindlich, aber zur Sicherheit.

Kein „Match“ gefunden?

Findet Eurotransplant keine passende Empfängerin oder Empfänger im Verbund der acht Mitgliedsländer, wird das Spenderorgan Partnerorganisation in anderen europäischen Ländern angeboten. So wird verhindert, dass ein gespendetes Organ verloren geht.

Schnelligkeit entscheidet

Alles muss ganz schnell gehen: Wurde die Empfängerin oder der Empfänger erfolgreich benachrichtigt, begibt sie oder er sich sofort ins Transplantationszentrum. Die Organentnahme wird vorbereitet und der Transport organisiert. Das behandelnde Ärzteteam der Empfängerin oder des Empfängers nimmt das Organ an und sorgt für die Transplantation.