Hautspende bei Tattoos: Ist das möglich?

Gewebespenden verbessern die Lebensqualität von erkrankten Menschen enorm. Mitunter kann sie auch Leben retten. Einige Gewebe des menschlichen Körpers können gespendet werden, wie zum Beispiel die Augenhornhäute oder Herzklappen und eben auch Hautgewebe. Aber wie ist das eigentlich, wenn die Spenderin oder der Spender tätowiert war? Sind Tätowierungen ein Ausschlusskriterium für eine Spende von Hautgewebe? Und kann tätowierte Haut überhaupt transplantiert werden? Dieser Artikel klärt über die wichtigsten Fakten zur Gewebespende bei tätowierter Haut auf.
Kurz gefasst
  • Eine Gewebespende bei Tattoos ist möglich, da Tätowierungen die Eignung als Spenderin oder Spender nicht automatisch ausschließen.
  • Spenderin und Spender von Hautgewebe müssen anonym bleiben. Individuelle und wiedererkennbare Tattoos dürfen nicht entnommen werden.
  • Tätowierte Haut wird meist nicht transplantiert, da die Pigmente ästhetische und medizinische Herausforderungen darstellen können.

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen: Spenderhaut stammt ausschließlich von verstorbenen Spenderinnen und Spendern. Die einzige Ausnahme sind Eigenhauttransplantationen und, seltener, die Gewebespende zwischen eineiigen Zwillingen. Dabei wird Haut an einer Körperstelle entnommen und als sogenannte Spalthaut an die verletze Stelle transplantiert. Bei großflächigen Wunden ist eine Eigenhautspende jedoch meist nicht möglich. Hier kommt künstliche Haut oder eben Spenderhaut aus einer postmortalen Spende zum Einsatz.

Gut zu wissen

Gibt es Altersgrenzen bei der Gewebespende?

Nein, wie auch bei der Organspende können Gewebe erst einmal uneingeschränkt gespendet werden. Für einzelne Gewebe gibt es ungefähre Richtwerte, dafür gibt es jedoch keine Pauschalangaben. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt entscheiden immer im Einzelfall.

Kann man Haut spenden, wenn man eine Tätowierung hat?

Ganz leicht zu beantworten ist diese Frage nicht. Hautgewebe kann als Vollhaut oder nur als Teile von Hautgeweben transplantiert werden. Bei der Entnahme kommen dabei unterschiedliche Techniken ins Spiel. Wie auch bei einer Organspende wird vor der Entnahme die Eignung der spendenden Person zunächst medizinisch und rechtlich überprüft. So muss der Tod der Spenderin oder des Spenders sicher festgestellt sein und die Einwilligung zur Gewebespende, oder speziell zur Hautspende, vorliegen. 

Ein wichtiger rechtlicher Aspekt von Organ- und Gewebespende ist, dass die spendende Person vollkommen anonym bleibt. Tätowierungen sind natürlich ein sehr persönliches Stück Kunst auf und in der Haut. Um die Anonymität der Spenderin oder des Spenders zu schützen, darf Hautgewebe mit einer individuellen und erkennbaren Tätowierung nicht entnommen werden. Es kommt auch vor, dass die Angehörigen der verstorbenen Person wünschen, dass Tattoos bei der Entnahme nicht beschädigt werden – vor allem wenn sie eine besondere Bedeutung haben. 

Bei einer Hautspende nach dem Tod spielt insbesondere die Qualität und Beschaffenheit des Hautgewebes eine zentrale Rolle. Beim Tätowieren werden Farbpigmente bis in die tieferen Schichten der Haut eingebracht. Dabei ist es medizinische nicht ausgeschlossen, dass es bei einer Transplantation dieser Haut zu nicht gewünschten Interaktionen kommen kann. Deshalb werden tätowierte Haustellen meist nicht für eine Hautspende verwendet. Es kann also nicht passieren, dass Tattoos die Besitzerin oder den Besitzer wechseln. Hautgewebe wird meist vom Rücken oder den Oberschenkeln abgetragen. Die Haut wird dann entweder aufbereitet und sofort transplantiert oder nach der Aufbereitung weiter verarbeitet und in einer Gewebebank gelagert. Eine Hautspende kann bis zu fünf Jahre in der Gewebebank auf ihren Einsatz warten. 

Wie wird die Haut entnommen?

Haut kann in drei Schichten aufgeteilt werden: Die Oberhaut (Epidermis), die darunter liegende Lederhaut (Dermis) mit Bindegewebe und Kollagen und die Unterhaut (Subcutis) mit dem Fettgewebe. 

Häufig wird Hautgewebe als dünne Schicht, sogenannte Spalthaut, entnommen. Die dünne Schicht der Oberhaut (Epidermis) und Teile der Lederhaut werden dabei in einer etwa vier Millimeter dicken Schicht entnommen. Diese Spalthaut wird aufbereitet und insbesondere dann transplantiert, wenn es zu großflächigen Verletzungen gekommen ist, die sich zum Beispiel nicht durch eine Naht verschließen lassen. Die Wunde der Patientin oder des Patienten wird dann vorübergehend mit der gespendeten Haut bedeckt, sodass der Selbstheilungsprozess der Haut darunter geschehen kann. Nach wenigen Wochen wird die fremde Haut automatisch vom Körper abgestoßen.

Bei einer Vollhautspende werden die oberen Schichten – Oberhaut und Lederhaut (Dermis) – bis hin zur Unterhaut entnommen. Meist werden diese Teile der Haut verwendet, um besonders beanspruchte Körperregionen zu unterstützen – etwa im Bereich der Gelenke. Auch im Bereich des Gesichts wird sie verwendet, da die sogenannte Vollhaut ihre Farbe behält und so weniger auffällig ist.

Bei anderen Hautspenden wird das Gewebe vor der Transplantation stark verarbeitet. Bei einer dieser Techniken wird zum Beispiel das gespendete Hautgewebe komplett von allen zellulären Anteilen befreit und anschließend gefriergetrocknet. 

Kann man überschüssige Haut spenden?

Nein, überschüssige Haut, zum Beispiel nach Operationen oder Gewichtsreduktion, ist nicht für die Gewebespende geeignet. Dies liegt vor allem an den strengen gesetzlichen Vorgaben und den besonderen Anforderungen an die Qualität der Haut. Überschüssige Haut, die bei solchen Eingriffen entfernt wird, ist häufig durch Vorerkrankungen, Narbenbildung oder andere Veränderungen beeinträchtigt, wodurch sie für Transplantationen nicht geeignet ist. 

Die Haut, die bei Operationen wie einer Bauchdeckenstraffung oder nach einer Magenverkleinerung entfernt wird, erfüllt in der Regel nicht die hohen Anforderungen, die an das gespendete Hautgewebe gestellt werden. Oft sind diese Hautpartien durch Dehnungsstreifen, Narben oder eine ungleichmäßige Struktur beeinträchtigt, was ihre Eignung für Transplantationen ausschließt. Darüber hinaus könnte diese Haut durch das operative Verfahren selbst oder durch vorhergehende Eingriffe vernarbt oder geschädigt sein, was eine Nutzung für die Gewebespende weiter erschwert.

Gut zu wissen

Wie sieht es mit einer Lebendhautspende aus?

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) finden Überlegungen statt, ob und wie Haut nach einem Eingriff zur Hautstraffung doch gespendet werden kann. Die so gewonnene Haut soll zukünftig für die Erstversorgung schwer Brandverletzter genutzt werden.

Fazit: Hautspende bei Tattoos – vielschichtig und genau geregelt

Hautspenden sind ein komplexes und streng reguliertes Verfahren, bei dem zahlreiche medizinische und gesetzliche Anforderungen berücksichtigt werden müssen. Tätowierte Haut wird in der Regel nicht für Transplantationen verwendet, da die Farbpigmente in den Hautschichten problematisch sein können. Dennoch ist eine Tätowierung allein kein grundsätzliches Hindernis für die Gewebespende, sofern die Haut gesund ist und keine Entzündungen oder Infektionen vorliegen.

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