Organspende-Tattoo: Was steckt hinter dem Motiv?

Ein kleines Tattoo mit großer Bedeutung? Der Verein „Junge Helden e. V.“ macht seit mehr als 20 Jahren auf die Wichtigkeit der Organspende aufmerksam. Die Idee des Zeichens auf der Haut soll nicht nur die eigene Bereitschaft zur Organspende signalisieren, sondern auch Gespräche und Bewusstsein in der Gesellschaft fördern. Doch was genau steckt hinter diesem Tattoo? Welche Bedeutung hat es, wie sieht es aus und wie steht es um seine rechtliche Stellung?
Kurz gefasst
  • Das Organspende-Tattoo ist ein persönliches Statement und symbolisiert die Bereitschaft zur Organspende.
  • Es wurde vom Verein Junge Helden e. V. ins Leben gerufen, ist jedoch rechtlich nicht bindend.
  • Das Motiv zeigt einen Halbkreis, der mit einem weiteren Halbkreis zu einem Ganzen ergänzt wird klein, schlicht und aussagekräftig.
  • Viele Studios bieten das Tattoo während spezieller Aktionen kostenlos an. Außerhalb solcher Kampagnen variieren die Kosten für das Organspende-Tattoo abhängig vom Studio und der Tattoo-Größe.
  • Das Tattoo ersetzt keinen Organspendeausweis und sollte stets durch eine schriftliche Erklärung ergänzt werden.

Wer hat das Organspende-Tattoo erfunden?

Ins Leben gerufen wurde das Organspende-Tattoo im Rahmen der Kampagne „Opt.Ink“ des Vereins Junge Helden e. V., der sich seit 2003 für Aufklärung und Sensibilisierung rund um das Thema Organspende einsetzt. Das Organspende-Tattoo ist ein minimalistisches Design, das Trägerinnen und Trägern die Möglichkeit gibt, öffentlich zu zeigen, dass sie im Fall der Fälle Organspenderinnen und Organspender sein möchten. Mit der Kampagne Opt.Ink wollten die Initiatoren eine moderne und kreative Möglichkeit schaffen, ein oft tabubehaftetes Thema –die Organspende – in den Fokus zu rücken. Das Tattoo soll somit auch ein Gesprächsöffner für ein sonst recht schweres Thema sein. 

Der Tattoo-Künstler GARA von Lighthouse Tattoo hat das Motiv entwickelt. In seiner künstlerischen Gestaltung setzt sich der Künstler mit viel Licht und Schatten, Leben sowie Vergänglichkeit auseinander.

Die Initiative Opt.Ink ist eine private Kampagne und steht nicht in Verbindung mit offiziellen Stellen wie dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Sie soll jedoch ein Anstoß sein, sich intensiver mit dem Thema Organspende zu beschäftigen und die eigene Entscheidung zu dokumentieren. Laut den Jungen Helden wurden in Deutschland bereits mehr als 15.000 Organspende-Tattoos gestochen.

Gut zu wissen

Organspende-Tattoo: Welche Bedeutung steckt hinter dem Zeichen?

Als Zeichen für das Organspende-Tattoo hat der Verein zwei versetzte Halbkreise und einen daran anschließenden ganzen Kreis entwickelt. Letzterer steht dabei für „Organ Donoroder sogar für Organ-Spenderin“ beziehungsweise Organ-Spender“. Die Bedeutung des Organspende-Tattoos liegt aber nicht nur in der Unterstützung der Organspende, sondern auch in der Aufforderung, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wie viel kostet ein Organspende-Tattoo und wo bekommt man es?

Das Organspende-Tattoo ist oftmals kostenlos. Bei vielen Tattoo-Studios kann man sich das Symbol im Rahmen spezieller Aktionstage kostenlos stechen lassen. Außerhalb dieser Kampagnen hängt der Preis von der Größe und der Wahl des Studios ab.

Besonders wichtig ist, dass das Tattoo von erfahrenen Tätowiererinnen und Tätowierern gestochen wird, da das Symbol klar und gut erkennbar sein sollte. Interessierte können sich auf der Website des Vereins informieren, welche Studios teilnehmen. Inzwischen nehmen mehr als 700 Studios in Deutschland teil.

Ist ein Organspende-Tattoo rechtlich bindend?

Ein Organspende-Tattoo ist nicht offiziell anerkannt und hat keine rechtliche Gültigkeit. Es ersetzt keinen Organspendeausweis oder Eintrag ins Organspende-Register. Ärztinnen und Ärzten dürfen das Tattoo alleine nicht als Willensbekundung nutzen. In Deutschland schreibt das Transplantationsgesetz vor, dass die Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende schriftlich dokumentiert werden muss, entweder auf einem Organspendeausweis, im Organspende-Register, einer Patientenverfügung oder auf jedem anderen selbst unterschriebenen Papier. Denn in Deutschland ist eine Organspende nur mit aktiver Zustimmung möglich, wenn auch viele Parteien im Bundesrat seit geraumer Zeit über die Widerspruchslösung diskutieren.

Liegt keine schriftliche Entscheidung vor, so werden die Angehörigen gebeten, nach dem Willen der verstorbenen Person zu entscheiden. Hier kann das Organspende-Tattoo natürlich ein wichtiger Hinweis sein. 

Rechtlich bindend ist das Tattoo trotzdem nicht. Es ist weder eigenhändig unterschrieben noch kann es jederzeit geändert werden – ein Tattoo soll ja möglichst lange auf der Haut halten. Wenn die tätowierte Person jedoch die eigene Entscheidung zur Organspende ändert, dann kann ein Tattoo nicht so schnell angepasst werden. Es bleibt jedoch ein starkes persönliches Zeichen und regt an, über die eigene Haltung nachzudenken und mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Kritik am Organspende-Tattoo

Kritiker weisen darauf hin, dass es rechtlich nicht bindend ist und potenziell für Verwirrung sorgen könnte, wenn es keine schriftliche Einwilligung gibt. Sich also allein auf das Tattoo zu verlassen, wäre nicht richtig. Der Verein selbst betont, dass es am wichtigsten ist, die eigene Entscheidung seinen Angehörigen mitzuteilen. In Kombination mit dem Organspende-Tattoo kann so die Entscheidung im Fall der Fälle durch die Angehörigen geklärt werden.

Ein weiterer Aspekt ist die gesellschaftliche Wahrnehmung. Während das Tattoo für viele ein Statement ist, könnte es von anderen als oberflächliche Geste wahrgenommen werden, die das ernsthafte Thema Organspende zu stark vereinfacht. Es bleibt jedoch eine freiwillige Entscheidung und ein persönliches Symbol.

Nicht zuletzt kann sich die Meinung auch ändern, während ein Tattoo dauerhaft ist. Im Organspende-Register lässt sich eine geänderte Einstellung schnell aktualisieren. Ein Organspendeausweis ist schnell neu ausgefüllt. Ein Tattoo kann man aber nicht mal eben ändern. 

Die offiziellen Möglichkeiten, die eigene Entscheidung für oder gegen die Organ- und Gewebespende festzuhalten, bieten auch die Möglichkeit, die Spende mit einem „Nein“ ganz abzulehnen oder einzuschränken auf bestimmte Organe und Gewebe. Das Organspende-Tattoo ist dagegen immer als ein „Ja“ zu verstehen. Andere Entscheidungsoptionen gibt es dabei nicht.  

Fazit: Symbol des Organspende-Tattoos kann große Bedeutung haben

Das Organspende-Tattoo ist ein moderner und kreativer Ansatz, um die Bereitschaft zur Organspende sichtbar zu machen. Es symbolisiert nicht nur die eigene Entscheidung, sondern regt auch andere dazu an, sich mit dem Thema zu befassen.

Rechtlich bindend ist das Tattoo zwar nicht, aber es ist ein starker Ausdruck von Solidarität und Hoffnung. Sicher ist es auch oft ein Gesprächsanstoß. Die Initiative „Junge Helden e. V.“ zeigt mit der Kampagne „Opt.Ink“, wie wichtig es ist, über Organspende zu sprechen und individuelle Entscheidungen zu treffen.

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